Der Klang meines Lebens by Kelly Patricia

Der Klang meines Lebens by Kelly Patricia

Autor:Kelly, Patricia
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: adeo
veröffentlicht: 2014-01-19T16:00:00+00:00


Außer Gefecht gesetzt

ommer 1996: Es geschah an einem ganz normalen Arbeitstag. Ich hätte nichts Harmloseres vorhaben können, als mir einen Tee in unserer Büroküche zu machen. Die Sorte, die ich suchte, musste in einem der Hängeschränke zu finden sein, also öffnete ich eine Schranktür und blickte nach oben, um den Tee zu suchen, doch bevor ich reagieren konnte, stürzte bereits ein schwerer Karton auf mich herab, traf mich an der Stirn und krachte auf den Boden.

„Autsch!“, hörte ich mich selbst ausrufen.

Meine Sekretärin eilte herbei. „Was ist passiert?“

„Ach, nichts“, wiegelte ich ab.

„Lass mal sehen.“ Sie betrachtete meine Stirn und fragte, ob ich mir wehgetan hätte.

„Tja, mir ist halt gerade ein Karton auf den Kopf gefallen“, sagte ich und zeigte auf die Stelle, wo er mich getroffen hatte, genau zwischen Nasenwurzel und Stirn. Aber zu sehen war nichts, noch nicht einmal ein winziger Kratzer oder roter Fleck. Von außen schien alles in Ordnung zu sein.

„Das war eine Kaffeemaschine“, erklärte meine Sekretärin. „Eine ganz neue, noch verpackte Kaffeemaschine.“

„Na toll“, dachte ich mir, „ich hasse Kaffee.“

Ich ignorierte die Angelegenheit und machte mit meiner Arbeit weiter, als sei nichts passiert. Leichte Kopfschmerzen stellten sich ein, aber ich schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. „Das geht wieder weg“, beschloss ich. Doch stattdessen wurden die Schmerzen in den nächsten Stunden schlimmer und schlimmer. Und obwohl mich mehrere Leute im Büro warnten und mir rieten, von einem Arzt untersuchen zu lassen, ob ich eine Gehirnerschütterung hatte, unternahm ich nichts. Es wäre am besten, sich flach hinzulegen, empfahl mir ein Mitarbeiter ganz konkret, andernfalls könnte es sein, dass ich die Schmerzen monatelang mit mir herumschleppen würde. „Was für ein Unsinn!“, dachte ich nur.

Ich war eben ein irischer Sturkopf, doch das Leben belehrte mich eines Besseren.

Ganze drei Tage lang arbeitete ich mit extremen Kopfschmerzen. Dann ging ich schließlich doch zum Arzt. Der Scan zeigte tatsächlich eine schwere Gehirnerschütterung.

„Bettruhe!“, verordnete der Arzt. „Ohne Kopfkissen und ohne Licht.“

Ich hatte nicht hören wollen, jetzt bekam ich die Quittung und endete in meiner vollständig abgedunkelten Kajüte. Tag um Tag lag ich da, doch es wurde nicht besser. Erst nach ganzen sechs Monaten durfte ich wieder regelmäßig aufstehen, auch wenn die Kopfschmerzen noch weitere vier Monate anhielten. Von einem Tag zum anderen war ich gezwungen, den gesamten Geschäftsbereich, den ich bislang betreut hatte, an unsere Berater und andere Familienmitglieder abzugeben. Ich machte sozusagen eine Vollbremsung. Aus 250 km/h wurde Klostergeschwindigkeit. Im Büro hingegen gaben unsere Mitarbeiter, Anwälte, Masseure, Fotografen, Maskenbildner und überhaupt alle weiterhin mächtig Gas, denn schon in wenigen Wochen sollte unsere erste Stadiontour beginnen, zu der wir bis zu 300 000 Leute erwarteten. Die Tickets waren bereits in den Vorverkauf gegangen und ich war krank! Schon wieder.

Der Schlag auf den Kopf hatte meine gesamte Wirbelsäule aus dem Gleichgewicht gebracht, sodass auch mein Rücken wieder wehtat. Derart von Schmerzen beeinträchtigt war Beten und Meditieren das Einzige, was ich tun konnte. Nicht einmal den Klang von Musik ertrug ich. Alles war zu laut und zu viel und erschöpfte mich. Lesen oder fernsehen konnte ich auch nicht. Ich lag einfach nur da und tat nichts, überhaupt rein gar nichts.



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